Worin unterscheidet sich der Mensch vom Tier? Wie wurde der Mensch zum Menschen?

Kerstin Marzinzik

Der Mensch ist offensichtlich eine Einheit aus Geist, Seele und Leib/Körper. Der Körper ist der „materiell fassbare“ Teil der Menschen. In der Bibel wird das so ausgedrückt, dass „Gott den Menschen aus Staub vom Erdboden“ machte (1.Mo 2,7). Der Mensch hat die gleiche stoffliche Basis wie die Pflanzen und Tiere. Denn die Pflanzen kamen (und kommen) aus der Erde hervor (1.Mo 1,11) und gleiches wird von den Tieren gesagt (mindestens das Vieh, die kriechenden und die wilden Tiere, 1.Mo 1,24; über den Ursprung der Vögel und Meeresbewohner in 1.Mo 1,20 werden keine näheren Angaben gemacht).
Die Seele (Hebr. Nephesch) ist das, was den Körper lebendig macht. Auch die Tiere besitzen eine „lebende Seele“ – und der Mensch wird als „lebende Seele“ bezeichnet.

1.Mo 1,30: […] aber allen Tieren der Erde und allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, in dem eine lebende Seele ist, [habe ich] alles grüne Kraut zur Speise [gegeben]. Und es geschah so.

1.Mo 2,7: […] da bildete Gott, der HERR, den Menschen, [aus] Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele.

[Alle Bibelstellen werden nach der Elberfelder Übersetzung 2006 zitiert. Hervorhebungen von der Autorin.]

Das, was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist der Geist, den der Mensch von Gott erhielt und der ihn zum Ebenbild Gottes macht (1.Mo 1,26; 2,7). Im Schöpfungsbericht wird dies bildlich so dargestellt, dass Gott dem Menschen „Atem des Lebens“ in die Nase hauchte. Im Kontext der Evolution sind zwei Szenarien denkbar, wie das geschah. Entweder machte der Mensch einen weiteren Entwicklungssprung und erlangte damit auf rein natürlichem Wege einen Zustand, in dem er Verantwortung für sein Handeln übernehmen und Gemeinschaft mit Gott haben konnte. Oder Gott griff übernatürlich ein und gab dem Menschen seinen Geist (oder der Geist kam aus einer höheren Dimension in den Menschen). Anhänger der Sechs-Tage-Schöpfung kritisieren die zweite Variante – aus zwei Gründen. Es sei inkonsistent, alles natürlich erklären zu wollen, dann aber beim Menschen eine Ausnahme zu machen und ein (zusätzliches) schöpferisches Handeln zu fordern. Außerdem würde ein Eingreifen Gottes die Einheit von Geist, Seele und Leib zerstören. Wie eng diese Einheit ist, zeigen nicht zuletzt die psychosomatischen Krankheiten, d.h. Krankheiten, für die es nicht primär organische, sondern im Wesentlichen psychische Ursachen gibt.

Doch dieses Gegenargument ist nicht wirklich stichhaltig. Gott könnte den Geist auch so behutsam gegeben haben, dass die Einheit von Seele und Körper nicht zerstört und der Geist dennoch mit beiden Elementen eng verwoben wurde. Ähnliches geschieht schließlich auch, wenn ein Mensch zum Glauben an Jesus Christus kommt und den Heiligen Geist erhält. Die Bibel bezeugt:

2.Kor 5,17: Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Christen sind eine neue Schöpfung. Dennoch wird die Einheit des alten Menschen nicht zerstört und der „alte Mensch“ nicht ausgeschaltet – im Gegenteil: er zeigt sich oft noch erschreckend deutlich!